Reisen

Die Stadt der Liebe

EiffelturmAnfang des Jahres bat mich Ralf, mir doch das Pfingstwochenende frei zu halten. Auf meine Frage warum erhielt ich "nur" ein geheimnis- und liebevolles Lächeln. Ich musste mich also in Geduld üben, worin ich nicht gerade gut bin, denn es lagen bis dahin noch 3 volle Monate dazwischen.

Aber auch irgendwann sind die längsten 12 Wochen vorbei und das mit Spannung, Neugier und auch Herzklopfen erwartete lange Wochenende rückte unaufhaltsam näher. Am Mittwoch davor hiess es im Mail von Ralf "Das Wetter im Zielgebiet ist sonnig und 25°C warm". Am Freitag folgen die Informationen "wir werden viel zu Fuss unterwegs sein" und "wir müssen zeitig aufstehen, weil wir 7 Uhr am HB Zürich sein müssen". AHA - mit dem Zug also....wohin nur? Und endlich, am Samstag eröffnete mir die Anzeigetafel im Bahnhof unser Reiseziel: es geht nach Paris, in die "Stadt der Liebe" - was für eine wundervolle Überraschung.

 

Alle Wege führen nach Paris und das nicht immer zur Freude der Bretonen, Provenzalen oder Normannen und aller anderen Provinzler. Muss jeder Zug und jede Nationalstrasse in Paris enden? Natürlich, sagt le parisien, denn hier sitzt die wirtschaftliche und politische Zentrale des Landes!


Und wir, was sagen wir....NATÜRLICH, denn der TGV brachte uns in knapp 4,5 Stunden in die Hauptstadt Frankreichs, in die Stadt der Liebe, der Mode, des multikulturellen und hektischen Lebens. Eine Stadt voller Touristen, hupender Autos, rasanter Mopedfahrer aber doch auch mit viel Kultur, Gemütlichkeit und Romantik.


Galeries LafayetteUnser "zu Hause" für die 3 Tage, das Hotel Touring, erreichten wir vom Gare de l'Est schnell und unkompliziert mit der Metro, so dass wir unsere Koffer deponieren und bereits kurz nach dem Mittag Paris entdecken konnten. Unser Weg führte uns zum Galeries Lafayette, einem riesigen Kaufhaus, was innen (im Gegensatz zur Aussenansicht) einem Theater glich, prunkvoll mit den umlaufenden Galerien und der fantastischen Glaskuppel, ein wahrer Tempel der Eleganz, Opulenz und einer höchst eindrucksvollen Präsentation von Designerwaren. Allerdings konnte uns diese Pracht nicht so recht halten, denn das Wetter war zu schön um sich dem Einkaufsrausch hinzugeben.So gingen wir nur durch zwei Etagen und verliessen den Shoppingtempel in Richtung Palais-Royal.


Jardin du Palais-RoyalKardinal Richelieu gab im 17. Jh. das Palais-Royal in Auftrag, das er nach dem Tod dem König vermachte. Dieser liess, um die Faszination des Palais zu erhöhen, den Garten umbauen. So entstanden unter den Kolonnaden Cafés und Salons, die sich zu grosser Beliebtheit entwickelten und der Garten (Jardin du Palais-Royal) zu einer Oase der Erholung wurde. Und das ist nicht nur so daher gesagt, auch wir hätten uns gern da niedergelassen, die Sonne genossen, einfach gefaulenzt ABER wir wollten ja Paris sehen, also verliessen wir das kleine Paradies um uns vom Riesenbau des Louvre beeindrucken zu lassen.


Vom 14. Jh. bis 1682 war der Riesenbau des Louvre Residenz der französischen Könige. Allerdings fragt man sich, wie das Regieren hier überhaupt möglich war, denn der Palast war jahrhundertelang eine gigantische Baustelle. Francois I, Katharina von Medici, Heinrich IV, Louis XIII und zum Schluss der Sonnenkönig Louis XIV erweiterten den ursprünglichen Bau um das vierfache. Man sollte nun meinen, dass dieser Bau nun selbst für den Roi-Soleil ein angemessenes Schloss gewesen sein sollte aber dieser gab Schloss Versailles in Auftrag und siedelte um, so dass 1682 im Louvre Ateliers und Wohnungen für Maler und Bildhauer eingerichtet wurden und ausserdem ein Teil der königlichen Bildersammlung seinen Platz fand. Nur 100 Jahre später wurde der Louvre dem Volk geöffnet, dem heute bekannten Museum. Aber auch hier haben wir uns entschlossen nicht rein zugehen, weil die Stadt lockte mehr, als Gemälde anzusehen.


In den GärtenWir schlenderten weiter durch den Jardin des Tuileries zum Place de la Concorde mit einem Abstecher zum Place Vendôme. Dort liess Napoléon zur Erinnerung an die siegreiche Schlacht von Austerlitz aus erbeuteten russischen und österreichischen Bronzekanonen die Triumphsäule, Colonne de Vendôme, mit entsprechenden Reliefs giessen. Auf ihrer Spitze steht Napoleon I als römischer Imperator und blickt hinab auf den Platz, auf dem sich dank vieler Juweliergeschäfte und dem bekannten Nobelhotel Ritz die Crème de la Crème trifft.


Aber nun zurück zum Jardin des Tuileries unter dessen Bäumen Cafés zur Erfrischung einladen und ein grosses Bassin müden Füssen kühle Linderung verschafft - aber nicht unseren! Am Ausgang des Gartens stand die Guillotine, unter der Marie-Antoinette 1793 starb. Auf dem Place de la Concorde, dem grössten Platz von Paris, erhebt sich seit 1833 ein rund 3000 Jahre alter Obelisk aus Luxor, der als ein Geschenk des ägyptischen Stadthalters, zum Dank für die Entzifferung der Hieroglyphen durch den französischen Gelehrten Jean-Francois Champollion, nach Paris kam. Die beiden Brunnen auf dem Platz sind denen des Petersplatzes in Rom nachempfunden.


Champs-ElyseesUnd nun standen wir auf einer der wohl berühmtesten Strassen der Welt, der Champs-Elysées, die bereits als Verlängerung der zentralen Achse des Jardin des Tuileries zur Zeit des Sonnenkönigs angelegt wurde. Allerdings war diese damals auch im 18. Jh. noch nicht viel mehr als ein Feldweg, der im oberen Teil von Räubern unsicher gemacht wurde. Zur Promenade mit Cafés, Lokalen und zum Wohngebiet der Privilegierten wurde die Champs-Elysées erst im Verlauf des 19. Jh. Wir erlebten Sie als belebte Einkaufsmeile, mit allen bekannten Namen der Haute Couture.


Nach der berühmten Strasse nun der Arc de Triomphe der mitten auf der Place Charles de Gaulle steht. Der Platz ist Kreuzungspunkt von zwölf Avenuen und hier tobt der Verkehr das einem ganz schwindelig wird. Das wildhektischhupende Durcheinander von Autos, Bussen, LKWs und den dazwischen herum kurvenden Mopedfahrern macht den Platz zum chaotischsten Punkt der Stadt.


Arc de TriompheDer Arc de Triomphe ist ein eindrucksvoller Bogen und ich muss sagen, ich hätte mir diesen nicht so gigantisch vorgestellt, noch dazu wenn man überlegt, für welchen doch "kleine Mann" dieses Bauwerk in Auftrag gegeben wurde; ja genau für Napoleon I nach seinen erfolgreichen Österreichfeldzug 1806. Allerdings wurde der Bau erst in den 30er-Jahren des 19. Jh, fertig gestellt, aus welchem Grund beim Hochzeitszug des Kaisers durch den noch unfertigen Arc 1810, ein gut 50m hoher Bogen aus einem Lattengerüst und bemalter Leinwand provisorisch montiert werden musste.


So und jetzt kam die Zeit der ersten Fusslahmheit, also beschlossen wir den gemütlichen Abend einzuläuten und suchte uns etwas abseits der grossen Avenue ein Café und bestellten uns die wohl beste Erfrischung - ein grosses Panasché....oh wie hat das gezischt! Nebenbei studierten wir unseren Reiseführer und planten bereits den nächsten Tag, weil wo wir diesen Abend verbringen wollten stand bereits fest - auf dem höchsten Hügel der Stadt dem Montmartre, die Geburtsstätte der modernen Malerei, die Ateliers der grossen Maler von Renoir über van Gogh bis Picasso, dem gigantischen und abgeschmackten Neppviertel von Paris.


EssenAuf dem Weg dahin machten wir noch einen kleinen Zwischenstopp am geschichtsträchtigsten 1889 eröffneten Ballhaus von Paris, dem Moulin Rouge, wo nach wie vor allabendlich aufwändig inszenierte Showprogramme geboten werden. Ja an dieser Stelle, was soll ich sagen, ich war etwas enttäuscht, weil irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt. Es sah aus als stünde ich auf dem Rummelplatz, so künstlich, so unspektakulär, so fade aber trotzdem drängte sich eine Reisegruppe vor dem Eingang und fieberte aufgeregt dem was da kommen soll entgegen. Nun, wir haben es gesehen und spazierten quer durch das Amüsierviertel bergan um uns ein nettes Restaurant zum Nachtessen zu suchen. Diese gab es hier zu Hauf und das Essen was die Leute auf ihren Tellern hatten sah mehr als lecker und gleichfalls sehr reichlich aus. Nach einigen hin und her, weil sich für lecker Essen entscheiden ist ja weiss Gott ganz schön schwer!, fanden wir ein nettes Plätzchen und liessen uns mit riesigen Salaten in Familienschüsselgrösse verköstigen, dazu feines Baguette und Rotwein, ach wie französisch.


Gut gespiesen und mit vollen Bäuchen rollten wir uns weiter den Berg hinauf bis zum Place du Terte, dem alten Dorfplatz des Montmartre, an dem die Nachfahren von Renoir und Picasso versuchen ihre Arbeiten zu verkaufen. Mit etwas Zeit kann man hier durchaus wunderschöne Kunstwerke finden und am Abend, wenn die Laternen brennen ist dieses Fleckchen sehr romantisch.


MontmartreDer wohl bekanntest und weit sichtbare Bau auf dem Montmartre ist die Basilika Sacré-Coeur. Von da aus bietet sich ein fantastischer Blick über das abendlich beleuchtete "weisse" Paris. Ja es ist auffällig von hier oben, dass viele Häuser sehr hell sind und einem dadurch die Stadt weiss vorkommt. Hier liessen wir es uns allerdings nicht nehmen hineinzugehen um uns von der Pracht der katholischen Kirchen wiedermal erschlagen und beeindrucken zu lassen. Wir kamen direkt zur Abendmesse und zum Chorgesang der anwesenden Nonnen. Es faszinierte mich so, dass ich unbedingt ein paar Minuten bleiben wollte, denn die Akustik war brillant. Nach ein paar Worten des Predigers (ich weiss nicht genau wie dieser betitelt wird), sang die ganze Kirchengemeinde, oh war das ein Hörerlebnis, einfach faszinierend.


Auf der Treppe vor der Basilika war richtig Stimmung und das erinnerte uns an die Spanische Treppe in Rom. Es gab Musiker, Jonglierkünstler und viele Leute jeden Alters die sangen, diskutierten, spielten oder einfach nur dem all sprachlichen Stimmengewirr lauschten und den Blick über die Stadt schweifen liessen. Auch wir liessen uns auf den Treppenstufen nieder, erzählten über den Tag, applaudierten dem Musiker, sangen mit (aber nicht zu laut, dass die Leute um uns flüchten mussten) und liessen so unseren ersten Tag in Paris ausklingen.


Unseren zweiten Tag starteten wir mit einem Besuch des Marktes beim Boulevard Richard-Lenoir im neuen alten Nobelviertel Marais. Hier gab es so ziemlich alles...Antiquitäten, Trödelkram, Neues, Obst, Gemüse, Fleisch, Käse, Wein...ein riesiger Markt so bunt wie das Leben und die Nationalitäten denen man in Paris begegnet. Es lockte uns wahrlich dort einzukaufen und wir liessen uns dann beim Stand mit getrockneten Früchten auch hinreissen...mmhhhh so lecker.


BeerenTrockenfrüchte naschend verliessen wir den Markt zum Place des Vosges, die vielleicht schönste Platzanlage der Stadt. Zuerst wurde diese Anlage nur mit La Place bezeichnet. In den 30er Jahren des 17. Jh. erkor jedoch der Hochadel ihn zu seiner bevorzugten Wohngegend und auf Betreiben von Kardinal Richelieus wurde in der Mitte ein Reiterstandbild des Monarchen aufgestellt; nun hiess der Platz La Place Royale. Mit seinen drei Grundelementen - geometrischer Grundriss, einheitliche Bebauung und Königsfigur im Zentrum - wurde er zum Prototyp für alle Königsplätze des 17. und 18. Jh. in Frankreich und ganz Europa. Unter den Arkaden gibt es kleine Restaurants und Antiquitätenläden, unter den Bäumen drehen Jogger ihr Runden, Au-pais-Mädchen aus aller Welt hüten "ihre" Kinder und hin und wieder hört man auch Musiker die ihre Kunst darbieten. Ja der Platz lädt wirklich zum verweilen ein aber wir wollten noch viel sehen bzw. hatten uns noch einiges vorgenommen.


Weiter ging es zum Centre National d'Art et de Culture Georges Pompidou, welches das Werk der Architekten Richard Rogers und Renzo Piano ist und 1977 den Höhepunkt der sog. High-Tech-Architektur markierte, bei der die Konstruktion nicht hinter der Fassade steckt, sondern selbstbewusst gezeigt wird. Damit kam die Richtung der modernen Baukunst an den Ort zurück, wo sie knapp 100 Jahre zuvor mit dem Eiffelturm ihren ersten Triumph feierte. An der Frontseite gab es eine lange Rolltreppe die wir gern hochgefahren wären um auf das Dach des Centres zu kommen. Allerdings konnte man das nur mit teurem Eintritt. Daher begnügten wir uns mit der riesigen Einganghalle und einen Blick in den Shop mit Kunstwerken, Souvenirs und überteuerten Designerkrimskrams.

PuppenspielerAn der Seite des Centre steht die Fontaine Igor Stravinski mit witzigen, Wasserspritzenden, sich bewegenden Maschinen des Künstlerpaares Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle. Hier suchten wir uns ein Plätzchen im Schatten um ein wenig auszuruhen, bevor wir unseren Weg zum Forum des Halles fortsetzten. Es gibt wohl kein anderes Gebiet im Zentrum von Paris, indem die Kontraste zwischen Altem und Neuem so unvermittelt aufeinander prallen wie im Hallen-Viertel. Als 1969 der Grossmarkt geschlossen wurde, endete eine mehr als 800 Jahre lange Tradition, denn bereits Louis VI "le Gros" (Dicke), hatte an dieser Stelle zu Beginn des 12 Jh. einen Markt einrichten lassen. Seit den 70er Jahren ist das Forum des Halles ein vier Etagen tief in den Boden gebautes gigantischen Einkaufszentrum mit Museen und Kinos. Leider waren wir am Sonntag dort und es war alles geschlossen - NEIN nicht wegen shoppen, es gab dort einen grossen Innenhof und dort war der Bau wie ein Wasserfall konstruiert. Auch hier gab es wieder einen Park und an dieser Stelle muss ich sagen, die Pariser haben ein Händchen dafür, solche Oasen in dieser riesigen Stadt anzulegen.


Ohhh und jetzt wird's ganz romantisch, naja, wir sind schliesslich in der Stadt der Liebe. Die Pont-Neuf; von ihr sagt man, wenn sich Liebende unter ihr küssen sollen sie ein Leben lang zusammen bleiben...wir haben uns geküsst, gleich zweimal Lächeln

Ausser diesem wirklich schönen "man sagt..." gibt es noch anderes Interessantes über diese Brücke. 1606, nach ihrer Vollendung, wurde sie zum Zentrum des Pariser Lebens, wo unter dem Standbild König Henri IV Gaukler und Wanderschauspieler ihr Possen aufführten, Scharlatane und Quacksalber ihr Wundermittelchen verkauften. Wer im 17 Jh. Zahnschmerzen hatte, konnte unter dem Gelächter der Schaulustigen seinen Zahn bei den Arracheurs de dents (den Zähneziehern) loswerden. Auch tauchten auf der Pont-Neuf erstmals die Bouquisten auf, Vorfahren jener Buchhändler, die noch heute auf den Kaimauern der Seine ihre Verkaufsstände haben. Auch ist die Pont-Neuf eine der vier Brücken die das "Festland" mit der Ile de la Cité verbinden, auf der eines der berühmtesten Bauwerke des Landes sowohl in künstlerischer als auch historischer Hinsicht steht - die Kathedrale Notre-Dame, gebaut ca. 1160.


Notre-DameParis war zu dieser zeit gerade Hauptstadt des Königreichs geworden und der neue Sakralbau sollte diese Bedeutung dokumentieren. So wurde von Anfang an nicht nur irgendeine, sondern die gewaltigste Kirche geplant, die Frankreich bis dahin gesehen hatte, gut zu sehen an den 68 m hohen stumpf endenden Türmen, an denen NICHT die spitzen Helme fehlen bzw. nicht fertig gebaut wurden. Diese Vorstellung entsprang - wie die berühmten Chimären, die von oben auf die Stadt hinab schauen - der Fantasie des 19. Jh. Der Fünfschiffe Innenraum ist düster und würdevoll und war Schauplatz bedeutender Ereignisse der Geschichte Frankreichs. Eines davon war am 2. Dezember 1804, als sich Napoleon I hier zum Kaiser der Franzosen krönte.


NachtlebenDamit endete unser Fussmarsch für diesen Tag und wir beschlossen im Quartier St. Germain, wo sich abends alle Touristen und Pariser, jung wie alt, Familien, Musiker usw. treffen und die Nacht zum Tag machen, den Apero, das Nachtessen und den ganzen Abend zu verbringen. Wir liefen also in die vermeintlich bekannte Richtung los aber irgendwie waren wir wohl in der verkehrten Ecke oder hatten wir uns verirrt? Jedenfalls trafen wir bei unserer Suche noch auf einen kleinen Platz wo gerade eine Jazzband anfing zu spielen und zwar richtig, richtig gut. Es machte Spass der Sängerin und ihrer Band zuzuhören aber das Hungerbäuchlein meldete sich und Ralf besann sich doch noch auf die richtige Himmelsrichtung, so dass wir nach 5000 km Fussmarsch (meine Füsse waren so was von platt!) doch noch die Gegend fanden wo wir hin wollten. Wir mussten auch diesmal beim Restaurant nicht lange auswählen, sondern konnten uns schnell einen Platz draussen ergattern und genossen unser leckeres Essen und amüsierten uns über den so französischen Kellner, der mit seinem Charme und Witz die Gäste unterhielt.


Etwas später zogen wir durch die Gassen, gönnten uns noch unterwegs ein Crêpes Suzette und landeten bei der Metrostation St. Michel um die Ecke in einer Restaurant-Bar. Dort war es wirklich amüsant und unterhaltsam und wir hatten sogar noch das Glück, dass ein Musiker sich die gegenüberliegende Strassenseite für sein Abendkonzert auswählte. Oh Paris was bist du schön, ja so lässt es sich leben.

 

La Grande ArcheDen dritten und leider auch schon letzten Tag, fuhren wir nicht in die Stadt sondern ans westliche Ende, in das Hochhausviertel La Défense. Dort steht am Ende der nördlichen Verlängerung der Champs-Elysées La Grande Arche de l'Humanité et de la Fraternité, mit dem sich Präsident Mitterrand ein gigantisches Denkmal setzten liess, welches als der Menschlichkeit und Brüderlichkeit gewidmetes Triumphtor gebaut wurde: 110m hoch, 106m breit, mit Carrara-Marmor vekleidet und auf einer Fläche von 24'000 m2. Wie kein anderes Monument der Ära Mitterrand repräsentiert dieser Bau das Selbstverständnis der "Grande Nation", die sich mit Hilfe der Architektur nicht nur selbst feiert, sondern auch den Anspruch dokumentiert, der Nabel der Welt zu sein. Der gewagte Klotz war geplant als ein Forum für grosse internationale Kongresse zur Lösung fundamentaler Probleme unserer Zeit, doch die Baukosten (ca. 3 Mrd. Francs) erzwangen den Einbau alltäglich nutzbarer Büroräume.

Das ganze Quartier erschlägt einen förmlich an Architektur aus Glas und Grosszügigkeit, sowohl in den Bauten, als auch in den Plätzen und Wegen. Wir schenderten in Richtung Arc de Triomphe durch das Viertel und nahmen die Metro zum Dôme des Invalides, welcher kein Dom im Sinne einer Haupt- oder Bischofskirche ist - wie wir das aus Rom kennen - sondern ursprünglich als Grab des Sonnenkönigs konzipiert wurde.

Der Innenhof ist mit Arkaden umringt und man findet unzählige Kanonen bis zu einer Grösse, wo wie uns fragten, wie diese zu damaligen Zeiten fortbewegt wurden, geschweige denn mit diesen schiessen bzw. gar zielen und treffen konnte. Schon die Kugeln dazu müssen hundeschwer gewesen sein, weil die Kanonen wiegen Tonnen! Was schön anzusehen war, jede Kanone war anders verziert, eine wahre Handwerkskunst.

 

Tour EiffelUnd nun ging es zum Tour Eiffel, welcher 1889 als Symbol französischer Ingenieurkunst und Wahrzeichen der Metropole eingeweiht wurde. Allerdings war dieser Turm in den Augen der Zeitgenossen vom Ingenieur Gustav Eiffel gar kein Bauwerk, sonder allenfalls "zusammengeschraubtes Blech". Diese Bezeichnung stammt von Guy de Maupassant, den man einige Wochen nach der Eröffnung völlig überraschend im Restaurant Jules Verne auf der zweiten Plattform sichtete. Darauf angesprochen, warum er den Turm besuche, gab er zur Antwort, dass dies ja der einzige Ort sei, wo er das scheussliche Ding nicht sehen müsste.

Nun, der Turm ist nicht wirklich so scheusslich, sondern eher beeindruckend und faszinierend in seiner Bauart und Grösse. Da ich nicht so wirklich Gerüsthochkletterhöhenfest bin, haben wir das bekraxeln sein gelassen und sind lieber noch zum Palais de Chaillot am Trocadero gelaufen. Da war richtig was los; Kinder nutzen eine Marmormauer als Rutschbahn ins Wasserbassin, es lief gerade ein Skateboardwettbwerb im Slalom, auf dem nächsten Platz massen sich junge Leute im Inlinehochsprung und Inlinekunstfahren - was uns erstaunen liess, dass sie sich keinen Knoten in die Füsse und Beine machten - einen Absatz höher wurde nach HipHop-Klängen getanzt und kraftakt-künsterlisch-akrobatische Einlagen geboten. Ja es machte wirklich Spass überall zuzuschauen, nur leider rückte die Zeit unaufhörlich vorwärts und es wurde Zeit die Metro zum Hotel zu nehmen unser Gepäck zu holen und Paris für dieses Mal Adieu zu sagen.

 

Es war ein wunderschönes Wochenende - in der Stadt der Liebe sich zum x-tenmal "neu" zu verlieben.