Reisen

Sail fast - live slow

Grenadines SunsetUnsere "Sommerreise" im November 2015 führte uns in die Inselwelt der Grenadinen. Über die Seite Hand-gegen-Koje fanden wir die Segelyacht Blue Dream mit Peter als Skipper (oder auch nicht). Am 7. November fing unsere Reise mit einem Flug nach London an wo wir von Heathrow nach Gatwick wechselten und am nächsten Tag nach Saint Lucia flogen. Der internationale Flughafen liegt im Süden der Insel und die Marina in der unser Schiff am Steg lag, befand sich ganz im Norden. In 1.5 Stunden brachte uns der Österreicher Michael in seinem Pickup zur Marina und bescherte uns bei der Gelegenheit gleich einen guten Eindruck der Insel mit ihren tropischen Bergwäldern. Zwei der Mitsegler (Anja und Monika) waren bereits einen Tag vorher am Samstag angekommen. Bis wir lossegeln konnten dauerte es aber noch bis Montagnachmittag weil der 6. Mann, Horst vom Chiemsee, erst dann ankam. Unser Skipper war auch nicht wie geplant Peter, sondern sein Freund Markus weil Peter krankheitsbedingt die Tour nicht segeln konnte.

Grenadines Route

(Der linke Teil der Karte zeigt die grosse Übersicht während der rechte Teil nur den Ausschnitt mit den Tobago Cays darstellt. Die Hinfahrt ist mit schwarzen und die Rückfahrt mit roten Pfeilen angedeutet. Die Werte in den Klammern bedeuten Wochentage.)

Markus konnte zum Glück kurzfristig für Peter einspringen, hatte jedoch nur eine Woche um die Blue Dream startklar zu bekommen. Monika hatte er mitgebracht weil sie eigentlich eine Tour mit ihm auf seiner Skoog gebucht hatte. Nachdem wir am Montagnachmittag endlich komplett waren, wollten wir so schnell wie möglich lossegeln. Leider gab es noch ein paar Probleme mit den Liegegebühren in der Marina, die jedoch nach dem Einsatz einiger Kreditkarten aus dem Weg geräumt werden konnten. Dann wurde es zeitlich knapp weil um 16:30 Uhr die Tankstelle im Hafen schloss und wir auf keinen Fall ohne Sprit aufbrechen konnten. Wir hatten Glück, die Tankstelle hatte noch offen so dass unsere erste Tour Richtung Marigot an der Westküste Saint Lucia's beginnen konnte. Marigot ist eine kleine tiefe Bucht zwischen grünen Hügeln mit einem romantisch-noblen Charakter. Hier gibt es ordentliche Stege zum Anlegen und ein Luxushotel mit Pool und Waschräumen für die am Steg liegenden Segelgäste.

Ursprünglich hatten wir vor von Rodney Bay direkt zu den Pitons zu segeln; aufgrund der fortgeschrittenen Zeit mussten wir dieses Ziel auf den nächsten Tag verschieben. Die Pitons (der kleine und grosse) sind zuckerhut-förmige Berge am Südwestende von Saint Lucia und die Wahrzeichen der Insel. In mehrstündigen Touren kann man beide besteigen, was aber nur mit umständlicher Anfahrt und Tourguide machbar ist. Wir gingen die Sache von unten an und legten uns in der Bucht zwischen den beiden Bergen an die Mooringboje.

Am Mittwoch wechselten wir das Land; von Saint Lucia nach 'Saint Vincent and the Grenadines'. Die Hauptinsel Saint Vincent umsegelten wir um die kleine Insel Bequia (sprich: Backway) zu erreichen. Hier trafen wir Cheryl Johnson in ihrem gemütlichen Strandrestaurant 'The Fig Tree'. Cheryl ist die perfekte Gastgeberin und sorgt dafür, dass sich jeder Gast in ihrem Restaurant wie zuhause fühlt. Sie führt auch einige soziale Projekte durch; so organisiert sie zum Beispiel im Haus Lesestunden für die Kinder der Insel.

Saltwistle Bay
Saltwistle Bay

Am nächsten Tag folgte ein weiteres Highlight unserer Segelreise. Auf Mayreau - einer Insel der Tobago Cays - liegt die Saltwistle Bay. Diese Doppelbucht zwischen Karibischer See und Atlantik wir durch einen wenige Meter breiten Palmenstreifen getrennt. Jetzt in der Karibik schnorcheln und zehn Meter weiter im Atlantik baden - sagenhaft! Doch das war noch nicht alles; am Abend stand 'Languste in Strandhütte' auf dem Speiseplan. Nach den köstlichen Krustentieren gab es noch den einen oder anderen Rum Punch in der Bar nebenan mit dem Motto "Thank you for pot smoking". Rum Punch trinken oder Pot smoken sind in dieser Bar nicht ganz ungefährlich weil man schnell im Haifischbecken landen kann das der Besitzer direkt neben den Sitzplätzen angelegt hat.

Den Anfang des Wochenendes verbrachten wir weiterhin in den Tobago Cays. Diese winzige Inselgruppe gehört zu den schönsten Segelzielen dieser Welt. Die Tobago Cays sind eine Gruppe von fünf kleinen Inseln 2,2 km östlich der bewohnten Insel Mayreau. Geschützt werden die Inseln Petit Bateau, Baradel, Jamesby, die etwas südöstlich abgelegene Petit Tabac (wo Keira Kneightley Captain Jack Sparrow's Rum verbrannte) und die rund sechs Hektar große Hauptinsel Petit Rameau durch das “Horse Shoe Reef”. Dieses große Korallenriff umgibt vier der Inseln wie ein hufeisenförmiger Schutzwall und hält die Atlantikdünung weitgehend ab. Alle fünf Inseln sind unbewohnt, auch wenn hier aufgrund der Segeltouristen viele sogenannte Boatboys arbeiten.

Sobald ein neuer Segler in eine Bucht einläuft sind die Boatboys auch zur Stelle. Aus ihren bunten Holzbooten heraus verkaufen sie vieles was man an Bord braucht: Obst, Gemüse, Fische, Diesel, Wasser und einen Wäscheservice gibt es auch. Die Boote sind meist in den Landesfarben (gelb, orange, blau) gestrichen und tragen phantasievolle Namen wie z.B. "Magic Carpet".

Zwischen den Tobago Cays gibt es schöne Korallen- und Fischgründe die zum Tauchen oder Schnorcheln einladen. Man kann sich stundenlang im warmen und seichten Wasser treiben lassen und die bunte Fischwelt bewundern. Mit etwas Glück bekommt man einen Rochen oder eine Schildkröte zu sehen. Die kleinen Inseln laden zu Spaziergängen ein und werden von Leguanen und Landschildkröten, Einsiedlerkrebsen und Singvögeln bewohnt. Von einer Anhöhe kann man die unterschiedlichen Blautöne des Wassers im Riff besser sehen als vom Boot aus.

Am Samstag verliessen wir die Tobagos und segelten zum südlichsten Punkte unser Tour, der Union Island. Eine Besonderheit gibt es ein paar hundert Meter vor dem Hafen von Clifton zu sehen. Hier hat Janti in jahrzehntelanger Arbeit aus Muschelkalk eine winzige Insel aufgeschüttet und eine Bar darauf gebaut. Janti's Happy Island ist der beste Ort um einen Sundowner zu trinken. Für eine Handvoll East Caribbean Dollar fährt man mit einem Boatboy die kurze Strecke von der Yacht bis zur Bar und bestellt - wie immer - Rum Punch. Zum Anfassen nahe jagen hier die Kite Surfer entlang und führen ihre besten Sprünge vor. So verweilten wir bis zum Sonnenuntergang bei bester Laune auf der Glücklichen Insel.

Janti's Happy Island

Auf dem Rückweg besuchten wir noch einmal die Insel Bequia und liefen am Montag in die Wallilabou Bay ein. Mit ein wenig Fantasie kann man hier drei gehenkte Piraten in einem natürlichen Felstor baumeln sehen. In der Bucht wurde ein Teil von "Fluch der Karibik" gedreht. Am Strand stehen noch einige Bauten des Filmsets inklusive eines kleinen Museums. Neben Captain Jack Sparrow bietet die Insel aber noch mehr; nach einer halben Stunde Fussmarsch erreicht man einen kleinen aber sehr schönen botanischen Garten in dessen Mitte ein kleiner Teich von einem Wasserfall gespeist wird. Bei dem vielen Salzwasser und den tropischen Temperaturen ist ein Bad im Teich und eine Dusche unter dem Wasserfall genau das Richtige.

Dienstags erreichten wir erneut Marigot auf Saint Lucia. Dieses mal konnten wir einen Liegeplatz am Steg ergattern, der uns sogar Eintritt in das 5-Sterne Hotel Capella verschaffte. Auch hier nutzten wir die Waschmöglichkeiten und den Süsswasser-Pool ausgiebig. Beim Weitersegeln Richtung Martinique wechselten wir bei einem kurzen Abstecher in die Rodney Bay den defekten Aussenborder der Blue Dream gegen Markus' Motor von der Skoog aus. Die Überfahrt nach Europa (Martinique ist ein Departement Frankreichs) brachte uns einen langen Segeltag, galt es doch die 50 km bis nach Sainte-Anne zurück zu legen.

Den nächsten Tag nutzten wir für einen mehrstündigen Uferspaziergang von Sainte-Anne zur Grand Anse des Salines, einem langen weissen Sandstrand mit dahinter liegendem Brackwasser Tümpel (Etang des Salines) mit seinen Mangroven und einer interessanten Tierwelt. Hier gab es viele Vögel und Krabben mit nur einer Schere zu sehen. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir am Strand und deckten uns bei den Verkaufsständen mit Mitbringseln ein.

Während des Rückwegs nach Saint Lucia stand der Wind günstig um den Spinnaker auszuprobieren. Nach ewig langem Gebastel am Spinnaker-Baum und dem Zurechtlegen des Segels, konnten wir es endlich hissen. Bei dieser Aktion wurde Henning fast vom Baum erschlagen. Leider war der Spinnaker im Verhältnis zum Boot doch eher klein geraten so dass sich unsere Begeisterung und der zusätzliche Vortrieb in Grenzen hielt. Nach der Überfahrt legten wir wieder an unserem Ausgangspunkt, der Marina von Rodney Bay an. Hier wartete schon ein Teil der Crew für den nächsten Törn auf der Blue Dream und durfte sich unser Seemannsgarn und viele tolle Tipps anhören. Das Datum für die Rückkehr nach Rodney Bay war perfekt gewählt, da jeden Freitagabend im Nachbarort Gros Islet eine Strassenparty stattfindet. Hier wird die Innenstadt jede Woche zur Partymeile mit vielen Strassenküchen, Getränkeständen und lauter Tanzmusik auf der Kreuzung. Hier wird jeder von der Musik mitgerissen um das Tanzbein zu schwingen.

Blue Dream

Am Tag der Abreise bestiegen wir den Signal Hill im Nationalpark Pigeon Island. Von dieser alten englischen Festung hat man einen fantastischen Rundumblick über Rodney Bay bis hinüber zu Martinique. Unser Timing war so perfekt, dass wir die Blue Dream mit der neuen Crew auslaufen sahen und ihr mit einem lachenden und einem weinenden Auge zuwinken konnten.