Projekte

Der GLN-Podcast - Making of

Der GnuLinuxNews-Podcast ist ein Projekt, das im Rahmen des kollaborativen News-Portals GNULinux.ch in Zusammenarbeit mit Linuxnews.de im Sommer 2020 entstanden ist. Nachdem mein vorheriger Podcast LibreZoom.net im Mai 2020 beendet wurde, entstand bald darauf der neue GLN-Podcast. Vor zwei Jahren habe ich im Artikel Wir machen Podcast über die Planung und Durchführung eines Podcasts geschrieben. Dieser Beitrag stellt eine Ergänzung zu den Erfahrungen und Tipps von damals dar.

Allen, die generell am Podcasten interessiert sind, empfehle ich wärmstens, den ersten Beitrag zu lesen. Darin beschreibe ich sehr ausführlich die Planung eines Podcasts, sowie die Vorbereitung und Aufnahme. Diese Themen werde ich hier nur am Rande erwähnen, weil alles Geschriebene von vor zwei Jahren auch heute noch gültig ist. Nun möchte ich näher auf die Produktion und Publikation eines Podcasts eingehen.

Podcast - Was ist das?

Was ein Podcast ist, kann man bei Wikipedia nachlesen. Mir ist es wichtig, zwischen echten und falschen Podcasts zu unterscheiden. Ein richtiger Podcast, ist eine Audio-Aufnahme, die über eine RSS-Datei publiziert wird. Dieser Web-Feed enthält alle Informationen zum Podcast und den einzelnen Folgen, die zur Einordnung und für das Anhören der Folgen nötig sind. Im Gegensatz dazu, gibt es vermehrt Podcasts, die über proprietäre Dienstleister ausgespielt werden. Prominente Beispiele hierfür sind Spotify, SoundCloud oder Apple Podcasts. Grundsätzlich sind dies auch nur Audio-Dateien, bei denen jedoch der Bezug nur über die besagten Lock-in-Plattformen funktioniert. Ein echter Podcast ist von der Quelle aus frei verfügbar und kann nach eigenem Gusto abonniert und abgespielt werden.


Idee, Vorbereitung, Nullfolge, Inhalte, Aufnahme, Interviews

Für diese Kapitel verweise ich erneut auf den Beitrag Wir machen Podcast. Dort werden diese Themen ausführlich behandelt. Ein paar Korrekturen sind dennoch angebracht:

Mikrofon:
Die Königsklasse für das Aufnehmen von Podcasts ist immer noch das Shure SM7B. Da aus diesem dynamischen Mikro fast kein Pegel herauskommt, wird ein Vorverstärker benötigt, der 70 db Verstärkung erzeugt. Solche Verstärker gibt es nur im Studio-Segment und ist somit für Hobby-Podcaster unbezahlbar. Die beste Lösung liefert der Preamp Focusrite Scarlett Solo 3rd Gen. Das Gerät liefert 56 db Verstärkung bei gutem Gain/Noise-Verhältnis. Die fehlenden 14 db kann man über Software-Verstärkung kompensieren. Wer keine 500 Euro für Mikro plus Verstärker ausgeben möchte, kann ein Rode NT-USB oder Rode NT-USB Mini verwenden (100 bis 170 Euro).

Inhalte:
Bei LibreZoom haben wir die Inhalte in einem Kanban-Board gesammelt und bearbeitet. Diese Idee ist immer noch ok; beim GLN-Podcast werden wir nun einen Markdown-Editor in Nextcloud, sowohl für die Vorbereitung als auch für die Shownotes.

Redaktionssitzung:
Bei einem monatlich erscheinenden Podcast ist es möglich und sinnvoll, eine Redaktionssitzung (ReSi) zu machen, um die Inhalte der nächsten Folge abzustimmen. Bei wöchentlichen Aufnahmen ist das nicht mehr praktikabel; da muss man eingespielt sein und sich aufeinander verlassen können.

Aufnahme:
LibreZoom wurde fast immer 'on premises' aufgenommen, also physisch am selben Ort. Wenn man die Möglichkeit dazu hat, ist das die beste Wahl. Der GLN-Podcast wird ausschliesslich 'remote' aufgenommen, weil die Sprecher an weit entfernten Orten wohnen. Die (für uns) beste Technik um remote aufzunehmen, ist das Tool StudioLink-Standalone. Das Werkzeug ist sehr einfach zu installieren und zu bedienen. Es kann auch für Interviews verwendet werden. StudioLink erzeugt pro Sprecher eine eigene FLAC-Spur und kann bei jedem Sprecher (als Backup) separat aufgenommen werden.

Produktion

Nach der Aufnahme beginnt das Abmischen der aktuellen Folge. Dazu verwende ich Audacity (wie fast alle Podcasts). Audacity ist eine semi-professionelle DAW (Digital Audio Workstation), die einfach zu bedienen ist, aber dennoch genug Funktionen für die Nachbearbeitung einer Aufnahme bietet. Beim GLN-Podcast gibt es vier Sprecher, ab und zu ein Interview, sowie die Intro-/Outro-Musik. Das ergibt sieben Spuren, die gemischt werden wollen. Um die Länge dieses Blog-Posts nicht zu sprengen, gebe ich die Bearbeitungsschritte nur als Liste wieder. Wer mehr wissen möchte, kann mich gerne kontaktieren.

Bearbeitungsschritte:

  • Importieren aller Spuren (inkl. Intro-, Outro-Musik)
  • Stereo-zu-Mono Konvertierung
  • Compressor
  • RMS-Analyse (root mean squared) zur Lautstärke-Angleichung der Spuren
  • Amplify (entsprechend RMS)
  • Noise-Reduction
  • Manuelles Entfernen von Artefakten (Husten, usw.)
  • Zeitliches Verschieben der Spuren (Intro, Aufnahme, Outro)
  • Finales Abhören und evtl. finale Korrekturen
  • Exportieren in eine MP3-Datei (Mono, 170-210 kbps)
  • Chapter Marks erstellen (mache ich noch nicht)

Danach versende ich die MP3-Datei an alle beteiligten Podcaster zur 'Gut-zum-Senden-Abnahme', weil acht Ohren mehr hören, als zwei Ohren. Dann schreibe ich den Blog-Post für die aktuelle Podcast-Folge. Darin enthalten ist die MP3-Datei zum Anhören als HTML5-Audio-Tag und die Shownotes der Sendung.


Publikation

Die fertige MP3-Datei wird anschliessend auf den GnuLinux-Webserver hochgeladen. Bei GnuLinux.ch verwenden wir keinerlei kommerzielle Services oder Werkzeuge; die Tool-Chain ist selbstgeschrieben. Unser CMS Bludit hat ein Plug-in für einen RSS-Feed über alle Artikel. Aus diesem Feed extrahiert ein Python-Skript die Podcast-Artikel und erzeugt daraus einen neuen RSS-Feed nur für den Podcast. Diese RSS-Datei ist mit Podcast-spezifischen Tags angereichert, damit die Podcatcher alle nötigen Informationen erhalten. Dann lädt das Skript die Podcast-RSS auf unseren Server hoch. Der Link zu dieser Datei ist auf allen denkbaren Podcast-Directories registriert, damit er von allen Podcatchern gefunden werden kann.


Auswertungen

Damit wir wissen, wer welche Podcast-Folge wann hört, erzeugen wir automatisiere Statistiken aus unseren RSS-Feeds und aus unseren Webalizer-Logs. Diese Daten, und noch viele weitere zu den News-Artikeln und unseren Finanzen, veröffentlichen wir einmal jährlich im Rahmen unseres Transparenzberichts. Uns ist es sehr wichtig, dass die Hörer und Hörerinnen wissen, mit wem sie es zu tun haben und wofür die Spendengelder eingesetzt wurden.