Sport

DoT 2008 - Route des Grandes Alpes

SeealpenZur Königstour der Motorradfahrer gehört zweifellos die Route des Grandes Alpes, also das Gebiet der französischen Seealpen. Nirgendwo gibt es höhere Pässe und schönere Strecken als im Gebiet zwischen Genf und Nizza. Wo die interessantesten Bergstrecken der Tour de France und der Rally Monte Carlo stattfinden, da wird es auch Motorradfahrern nie langweilig.


Vom 8. bis zum 13. Juni 2008 fuhren Torsten und ich los um die Heimat des Izoards und Galibiers zu erobern.


Unsere Motorradtouren im Frühling/Sommer sind nach drei Wiederholungen bereits zu einer Institution geworden. 2006 ging es ins Tessin, 2007 quer durch die Schweiz und in diesem Jahr in die Seealpen.

Pass Höhe
Col de Aravis 1486
Col des Saisies 1650
Cormet de Roselend 1967
Col de la Madeleine 1993
Col du Glandon 1924
Col de la Croix de Fer 2064
Col du Telegraphe 1566
Col du Galibier 2642
Col du Lautaret 2057
Col d'Isoard 2360
Col de Vars 2108
Col de Restefond 2680
Col de la Bonette 2715
Col St-Martin 1500
Col de Turini 1604
Col de Castillon 706
Grand Canyon du Verdon 967
Les Demoiselles Coiffees - Pontis  
St-Apollinaire - Puy-Sanieres  
Mizoen - Alpe d'Huez  
Hermillon - Montaimont  
Marlens - Thones  
Dingy-St-Clair - Villaz  

Nach der Anreise mit dem nagelneuen Motorradanhänger von Mettmann nach Zürich ging es am Sonntag, dem 8. Juni Richtung Westen nach Genf. Die 3-stündige Autobahnfahrt mit den Bikes wollten wir uns ersparen, daher wurde die Käthe zur Speedy auf den Anhänger geladen und das Gespann in Genf-Onex bei Pierre geparkt.


Insgesamt standen uns fünf Tage für die Tour zur Verfügung. In dieser Zeit wollten wir unbedingt das Mittelmeer erreichen. Ein genaue Planung haben wir wegen der schlecht vorhersagbaren Wetterbedingungen erst gar nicht gemacht. Zweieinhalb Tage nach Süden und zweieinhalb Tage für die Rückfahrt - das war unser Plan.


Nachdem wir in Genf die Motorräder vom Hänger gerollt hatten ging es endlich los. Ein kurzes Stück Autobahn um Genf zu umrunden und dann fuhren wir vor Annemasse über die Landstrasse nach La Roche sur Foron und via Bonneville nach St-Jean-de Sixt. Nun lagen die ersten beiden Pässe vor uns, der Col de Aravis und der Col des Saisies. Mit warmen Reifen und guter Laune fuhren wir weiter über den Cormet de Roselend bis nach Bourg-St-Maurice. Dieser letzte Pass am Sonntag brachte uns den ersten Regenschauer, so dass wir leicht durchnässt in der Hostellerie du Petit-Saint-Bernard unser erstes Nachlager aufschlugen. Für Speedy und Käthe gab es eine trockene Garage und für unsere nassen Kleider einen prima Heizstrahler im Bad des Hotelzimmers.


Für den Montag hatten wir eigentlich die Überquerung des 2762 Meter hohen Col de I'Iseran vorgesehen. Leider war der Pass wegen Schneefalls gesperrt. Daher suchten wir weiter westlich eine Ausweichstrecke, auf der wir über Moutiers hoch zum Col de la Madeleine kamen. Nach diesem wunderbaren Pass fuhren wir zu einem weiteren Highlight unserer Tour, dem Col du Galibier.

Dieser Pass zählt mit seinen 2642 Metern zu den höchsten Strassen der Seealpen. Ihm vorgelagert ist der Col du Telegraphe, sozusagen als Pforte zum Galibier. Oben angekommen windet sich die Strasse wieder hinab zum Col du Lautaret auf gut 2000 Metern Höhe. Nachdem wir das Städtchen Briancon hinter uns gelassen hatten ging es wieder aufwärts zum Col d'Izoard nach Guillestre und von dort über den Col de Vars hinab zu unserer zweiten Übernachtung nach Barcelonnette. Auch dort trafen wir im Grand Hotel wieder vorzügliche Bedingungen für Mensch und Maschine an.


Am Dienstagmorgen wurden wir für den geschlossenen I'Iseran voll entschädigt. Wir fuhren hoch zum Col de Restefond und noch ein kleines Stück weiter auf den Col de la Bonette. Dort oben fährt man kilometerweit durch schneebedeckte Hochgebirgslandschaft. Oben auf dem la Bonette gibt es eine kurze Stichstrasse auf den Cime de la Bonette. Dabei handelt es sich mit 2860 Metern um die höchste asphaltierte Strasse der gesamten Alpen. Vom la Bonette herunter zieht sich eine lange Gebirgsstrasse die einen nach Isola führt. Wenn der Col de la Lombarde nicht gesperrt gewesen wäre, hätten wir von hier aus einen Abstecher nach Italien unternehmen können. So ging es weiter talwärts um die letzten drei Pässe für diesen Tag in Angriff zu nehmen. Nach dem Col St-Martin folgt der fahrerisch anspruchsvollste Teil unserer Tour, der Col de Turini. Hier findet eine Bergpassage der Rally Monte Carlo statt, was den Vorteil einwandfrei gepflegter Strassen mit sich bringt. Der Turini besteht aus hunderten kleiner Kurven, die auf der einen Seite durch schroffe Felswände begrenzt werden und auf der anderen Seite mit kniehohen Steinmauern abgeschlossen sind. Hier erlebten wir anspruchsvolles Motorradfahren wie im Bilderbuch. Nach dem Turini durften wir nur noch den Col de Castillon überwinden bevor der Blick auf das Mittelmeer frei wurde.


Die Riviera erreichten wir am Nachmittag im gepflegten Ort Menton. Hier herrschte genau der Betrieb, den man von einem Seebad an der Cote d'Azur erwartet. Die dazu passenden Temperaturen von ca. 26 Grad liessen uns ordentlich schwitzen, gefördert vom Stop-and-go Verkehr in dem wir entlang der Küste nach Monte Carlo und Nizza fuhren. Am Cap Ferrat zwischen Monaco und Nizza gönnten wir uns etwas Abkühlung bei kalten Getränken, einer Pizza Fruit de Mer und der angenehmen Brise von der See.


Es stand schnell fest, dass wir in diesen mondänen Gefilden nicht übernachten wollten, weshalb wir ab Nizza ein Stück Autobahn fuhren um dann auf der Höhe von Cannes nach Norden abzubiegen. Dieser passreiche Tag fand sein Ende im Zentrum der Parfümerie, dem Städtchen Grasse in der Provence. Grasse ist sehr schön auf einem Hügel gelegen; in ca. 50 km Entfernung ist das Meer noch zu sehen. Oberhalb der Stadt fanden wir wieder eine schöne Biker-Unterkunft. Der Hotelhof war zwar mit etlichen BMW GS zugeparkt aber nebem dem Grill gab es noch Platz für zwei richtige Motorräder :-)

 

Die Route

Die Route


Am Mittwochmorgen brachen wir von Grasse aus Richtung Norden auf und "cruiseden" über provencale Landstrassen nach Castellane. Auf dem Dorfmarkt wurden Kräuter, Honig und diverse Erzeugnisse aus der Gegend angeboten. Die Gelegenheit nutzen wir um ein paar Mitbringsel einzukaufen. Als Zückerchen des Tages bogen wir dann in das Tal zum Grand Canyon du Verdon ein. Es gibt Touristen, die nur wegen dieses Canyons hierher kommen. Zu Beginn des Canyons kann man zwischen der südlichen und der nördlichen Route durch das Tal wählen. Wir fuhren auf der nördlichen Route, um auch noch die "Griechenrunde" fahren zu können. Dieser Rundkurs führt hoch zum Belveue de la Maline, der einen herrlichen Rundblick über den ganzen Canyon eröffnet. Ausserdem überzeugt die Strecke mit Federbein-tötendem Strassenbelag - oder besser gesagt mit rudimentär vorhandenem Strassenbelag. Während auf den gut ausgebauten Passstrassen die klebrigen Breitreifen von Torstens Triumph Speed Tripple zuhause waren, fühlte sich meine KTM Adventure 950 S in den Löchern der Griechenrunde in ihrem Element.


Nach dem Canyon du Verdon fuhren wir weiter nach Norden durch Digne-les-Bains um am späten Nachmittag den Lac de Serre Poncon zu erreichen. Bei heftigen Windböen überquerten wir den See bei Savines-le-Lac, denn auf der Nordseite führte uns eine kleine Strasse nach Puy-Sanieres. Der Weg sollte eigentlich zu unserem Nachtquartier in das Städtchen Embrun führen, war jedoch auf halber Strecke durch Bauarbeiten oder einen Erdrutsch unpassierbar. Zum Glück waren die Bauarbeiten in vollem Gange; ein Bagger schaufelte eine dreiviertel Stunde lang Kies auf den Weg und rollte ihn mit seinen Ketten fest. Nach dieser unfreiwilligen Pause konnten wir unsere Reise auf frisch gekiestem Untergrund fortsetzen. In Embrun nahm uns das Hotel Le Tourisme auf.


Der Donnerstag weckte uns erneut mit strahlendem Sonnenschein. Unser Weg führte über Briancon nochmals über den Col du Lautaret hinunter zum Lac du Chambon. Das Schmankerl für heute sollte das Skigebiet der Alpe d'Huez werden. Statt den direkten Aufstieg zur Alpe zu wählen, bogen wir in Mizoen von der N91 ab und kämpften uns über "Eselswege" mit enormen Steigungen und sehr engen Kurven von hinten an die Alpe d'Huez heran. Im oberen Teil kurz vor dem Ziel wurde der Weg andauernd durch Wasserabläufe unterbrochen, die quer zur Fahrtrichtung lagen. Diese bis zu 1 Meter tiefen Kerben waren mit groben Steinen gepflastert und liessen Käthes Herz hüpfen. Aber auch die Speedy überquerte die Rinnen in gemächlichem Tempo ohne Probleme. Die Skisiedlung auf der Alpe glich einem Geisterdorf; der winterliche Rummel liess sich nur erahnen. Auf der Abfahrt wurden wir von vielen engen aber gut ausgebauten Serpentinen bis ins Tal erfreut.


Weiter ging es wieder über den Col de la Croix de Fer hinab nach St-Jean-de-Maurienne. Dort entdeckten wir im Örtchen Hermillon einen weiteren "Eselsweg", der über Montpascal sich am Berg Le Grand Coin hochwindet. Dann ging es bergab auf die D213, also die Passstrasse des Col de la Madeleine den wir bereits von unserer Hinreise kannten. Der Tag fand sein Ende nach einer Fahrt entlang der Isere im ehemaligen olympischen Dorf Albertville. Dort kehrten wir nach einem weiteren herrlichen Tag im Hotel Million ein.


Am Freitag stand uns nur der halbe Tag zum Biken zur Verfügung, da wir mittags wieder in Genf sein mussten um den Wagen samt Anhänger abzuholen. Über Ugine kommend bogen wir in Marlens von der N508 ab um erneut einem möglichst kleinen Strässchen zu folgen. Dieses mal fuhren wir ohne Unterbrechung via le Bouchet Richtung Thones und hielten auf Annecy zu. So weit fuhren wir jedoch nicht, sondern bogen von der D909 im Ort La Balme-de-Thuy bergwärts ab. Auf einem Wandererparkplatz in der Höhe endete das Strässchen unerwartet. Nach kurzer Überlegung entschieden wir uns, die Fahrt über den unbefestigten Wanderweg fortzusetzen. Die Off-road Strecke war (leider) nach einigen Kilometern vorüber, so dass sich die Speedy-Reifen wieder über festen Grund freuen durften. Ab Villaz waren die Strassenverhältnisse wieder normal, so dass wir problemlos über Thorens-Glieres, Groisy und Cruseilles den Hügelrücken des Mont Saleve erreichten. Die D48 zieht sich mit schnellen Kurven den gesamten Hügel entlang bis südlich von Annemasse, wo unsere Bergtour endete.


Wir beschlossen über die Stadtautobahn an den Genfer See zu fahren um bei einem Eisbecher vor dem Jet d'eau diese Spitzenwoche würdig zu Ende zu bringen.